Speakers’ Corner
09.01.2023 - Die Kirche auf dem Glatteis
Eigentlich habe ich mit der Kirche abgeschlossen, denn ich bin schon vor vielen Jahren ausgetreten.
Dennoch gibt es Anlässe, bei denen ich mich frage, ob den Kirchenvertretern eigentlich klar ist,
was für Ungeheuerlichkeiten sie sagen.
’Waffen für Ukraine sind Pflicht christlicher Nächstenliebe’ schreibt die WAZ [1] in einer ihrer Schlagzeilen.
Weniger reißerisch schreibt der Stern "EKD-Ratsvorsitzende: Keine Waffe wird Frieden schaffen" [2].
Unzweifelhaft ist die Aussage das die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Annette Kurschus
Waffenlieferungen an die Ukraine unterstützt.
Auch katholische Bischöfe halten Waffenlieferungen für "grundsätzlich legitim" [3].
In einer Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz findet sich der Satz
"In ihrer Lehre und in ihrem Handeln ist die Kirche der Gewaltlosigkeit Jesu verpflichtet.
Auch in der Stunde der Bedrängnis muss sie deshalb der Versuchung einer schrankenlosen Gewaltanwendung entschlossen widersprechen."
klingt dann eher wie eine fadenscheinige Entschuldigung.
Was ich vermisse sind die Aufrufe der Kirchen für die Einstellung der Kämpfe und für Friedensverhandlungen.
Früher wurde aufgerufen dafür zu beten und heute verheddern sich die Kirchenvertreter in kriegsförderischen Äußerungen.
Da fällt mir nur der Spruch ein "Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis".
Doch das Thema ist zu ernst und eigentlich sollte es das oberste Ziel sein zu deeskalieren und
unsere kriegswütigen Politiker einzubremsen.
Ein anderes fragwürdiges Verhalten der Kirchen ist die Verfolgung von Sekten und Andersdenkenden.
Offiziell heißt das "Sekten- und Weltanschauungsfragen" oder "Neue religiöse Bewegungen" [4].
Für mich ist es nur eine neue Art der Hexenverfolgung wenn Andersdenkende sozusagen verteufelt werden,
weil sie der "heiligen" und unantastbaren Kirche widersprechen.
Dabei heißt es im Grundgesetz im Artikel 4. "(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.".
Das scheint den neuen "Inquisitoren" unbekannt zu sein. Vermutlich fallen alle ihre Äußerungen unter die Meinungsfreiheit, aber auch die hat ihre Grenzen.
Ist Ihnen das alles zu nebulös? Dann besuchen Sie diesen Vortrag!
Reiner Pracht
09.01.2023